In den Anfangsjahren meines Lebens mit dem Herrn Jesus lief ich im Kampf um sexuelle Reinheit gefühlt von einer Niederlage zur nächsten. Es war wie ein Hürdenlauf, wobei ich die Hürden der Versuchung weder mit Leichtigkeit noch mit geballter Kraft übersprang, sondern meistens gedemütigt unter den Hindernissen hindurchkroch. Allerdings erlaubte mir der Herr es nie, unter einer dieser Hürden liegenzubleiben, sondern im Blick auf das Kreuz durfte ich mich immer wieder aufrichten und durch Buße und Annehmen Seiner Vergebung weiterlaufen.
Womöglich war mein Hauptproblem, dass ich mein ganzes Augenmerk einseitig auf diesen einen Bereich der Versuchbarkeit gerichtet und meinen Singlestatus noch nicht als Gabe Gottes (1. Kor 7,7) entdeckt hatte.
Mein erstes „Aha-Erlebnis“ kam dann in den drei Jahren auf der Bibelschule. Ohne, dass ich es anfangs überhaupt bemerkte, war in dieser Zeit der Kampf um sexuelle Reinheit so gut wie nicht mehr präsent. Durch das intensive Studium von Gottes Wort und die enge Gemeinschaft mit den Brüdern im Internat wurde der Bereich der sexuellen Versuchung offenbar so weit an den Rand gerückt, dass er von mir kaum noch wahrgenommen wurde. Zumindest ging ich mit folgender Einsicht von der Bibelschule: Es ist möglich, auch als lediger Christ in sexueller Abstinenz zu leben.
Was mir heute als ledigem Christen hilft, in dieser Hinsicht verantwortlich zu leben, sind u. a. Antworten auf drei wesentliche Fragen meines Lebens:
● Wer bin ich? Die Frage nach meiner Identität: Wer ist mein (himmlischer) Vater? Was bedeutet es in moralischer Hinsicht, zur Familie der berufenen Heiligen (1. Kor. 2,2) zu gehören?
● Wem gehöre ich? Die Frage nach meiner Freiheit: Was bedeutet es in Bezug auf meine Sexualität, wenn Paulus sagt: Alles ist mir erlaubt … aber ich soll mich von nichts beherrschen lassen (1. Kor. 6,12)?
● Wer sieht mich? Die Frage nach der Allgegenwart Gottes: Wie verhalte ich mich in meinen intimen Bereichen angesichts der Tatsache, dass Gott immer und überall gegenwärtig ist?