Entscheidungsfindung in unsicheren Zeiten

Autor

Jakob Haddick

Kategorie

Was mich bewegt

Magazin

2 / 2020

Zu einer klaren Entscheidung zu kommen, ist für viele Menschen ohnehin schon ein Problem. Denn wer kann sagen, wie sich die Dinge in Zukunft entwickeln? Was, wenn ich meine Entscheidung später bereue?

In den letzten Monaten war die Unsicherheit noch viel stärker spürbar. Viele von uns mussten weitreichende Entscheidungen treffen. Und das in einer Situation voller Unsicherheiten.

Wie planen wir für unsere Gottesdienste? Gehen wir weiter in Richtung Sommer- zeltlager? Was machen wir mit der dem- nächst anstehenden Evangelisation? Im Bilde gesprochen sind wir auch vorher schon auf Sicht geflogen. Und dann kam noch der Nebel hinzu.

Ein paar Dinge sind mir dabei bewusst geworden.

1. Wir alle erwarten klare Anweisungen von oben (Regierung, Abteilungsleiter, Gemeindeleitung, …), tun uns aber selbst unglaublich schwer damit, Entscheidungen für den Bereich zu treffen, den wir zu verantworten haben. Um Entscheidungen kommen wir aber nicht herum.

2. Wenn es die Möglichkeit gibt, eine Entscheidung ohne größere Konsequenzen aufzuschieben, kann das sinnvoll sein. Als Mitte März kurzfristig die Obergrenze von 75 Personen für Gottesdienste in Rheinland-Pfalz eingeführt wurde, sprachen wir als Leitungskreis zeitnah miteinander. Ein Bruder schlug dabei vor, mit Planung und Kommunikation noch etwas zu warten. Das war ein weiser Rat, denn wenige Tage später wurde auch diese Grenze gekippt.

3. Wir müssen mit Unsicherheit zurechtkommen und lernen, mit Wahrscheinlichkeiten zu rechnen. Ist es höchst unwahrscheinlich, dass eine bestimmte Veranstaltung stattfinden kann, macht es vermutlich mehr Sinn, sie frühzeitig abzusagen. Das gilt vor allem dann, wenn größere Vorbereitungen zu leisten sind, die nicht aufgeschoben werden können. So haben wir unser Zeltlager Mitte Mai schweren Herzens abgesagt.

4. Es gibt nicht nur ein Entweder-Oder. In vielen Fällen gibt es mindestens einen dritten Weg. Man muss Veranstaltungen nicht ersatzlos streichen. Vielmehr sollte man darüber nachdenken, welche anderen Möglichkeiten es geben könnte. Für unser Zeltlager haben wir vor der Absage auch darüber nachgedacht, ob ein abgespecktes Alternativangebot für das Jungscharalter möglich wäre. Ob wir da etwas anbieten können, wissen wir noch nicht. Aber wir halten die Augen offen für mögliche Erleichterungen bei den Hygiene-Maßnahmen.

5. Eine Entscheidung kann sich im Nachhinein als schlecht herausstellen. Das heißt allerdings nicht zwangsläufig, dass wir einen Fehler im Prozess der Entscheidungsfindung gemacht haben. Wir wissen einfach nicht, wie sich die Dinge entwickeln, aber Entscheidungen müssen doch getroffen werden. Wie man so schön sagt: „Wer viel macht, macht viel falsch. Wer nichts macht, macht alles falsch.“

6. Es wird so sein, dass Menschen unsere Entscheidungen kritisieren werden. Damit müssen Leiter leben. Argumente sollten wir uns in jedem Fall anhören und sie bedenken.

7. In allen Ungewissheiten dürfen wir uns an unseren Herrn wenden. Bei ihm ist die Weisheit, und er schenkt Gelingen. „Das Herz des Menschen plant seinen Weg, aber der HERR lenkt seinen Schritt.“ (Spr. 16,9).

Autor

Jakob Haddick