Es ist beinahe ergreifend, zu sehen, wie viele Menschen in unseren Tagen gegen den sogenannten Mainstream oder Zeitgeist „rudern und kämpfen“: von Leuten wie uns, die wir uns „evangelikal“, „fundamentalistisch“ oder einfach nur „bibeltreu“ nennen, über katholische oder sonstige Konservative bis hin zu den Vertretern der sogenannten „Neuen Rechten“, von denen ein Teil aus den schon genannten Spektren kommt und ein anderer Teil aus suspekten. Mit letzterer, antisemitischer Sorte wollen natürlich auch wir nichts zu tun haben.
Gemeinsam ist ihnen jedoch allen (einmal von der „Grundausrichtung“ abgesehen) die Auseinandersetzung mit einer Zeit, die sich zunehmend von allen überkommenen, abendländisch-christlichen Werten und Traditionen verabschiedet, zugunsten einer immer radikaler vertretenen „Gleichheitsideologie“, die flächendeckend alle Bereiche des menschlichen Lebens ergriffen hat und ebenso europäische wie weltweite Dimensionen umfasst. Sie führt zunehmend auch zu dem, was man „Verengung des Meinungskorridors“ nennt, und dazu, dass der Staat an einigen Stellen bereits totalitäre Züge annimmt. „Toleranz“, „Meinungsfreiheit“ und „Demokratie“ werden als Standardbegriffe zwar stark strapaziert, aber sie bedeuten heute im Wesentlichen, dass man der Meinung derer sein darf, die im medialen und staatlichen Bereich das Sagen haben – dann hat man alle Freiheiten. Alles andere wird als „NichtMeinung“ abqualifiziert oder landet ganz schnell in der rechtsextremen Ecke, und als letztes Totschlagargument in der braunen. Und dann begegnet einem die „wehrhafte Demokratie“.
Und was alle spüren, ist, dass wir einer eigenartigen „Front“ gegenüberstehen, bestehend aus politischen Parteien, Medien, Kirchen, Gewerkschaften, Sportverbänden etc., die allesamt in dasselbe Horn blasen. Wer da nicht mitbläst, wird ganz schnell ausgegrenzt, diffamiert und mundtot gemacht, verliert seinen Job oder landet vor dem Kadi. Dieses ganze Unternehmen firmiert unter dem Stichwort „Political Correctness“.
Biblisch gesprochen heißt das: „Sie achten alles für nichts und reden böse; sie reden und lästern hoch her. Was sie reden, das soll vom Himmel herab geredet sein; was sie sagen, das soll gelten auf Erden. Darum fällt ihnen der Pöbel zu und und läuft ihnen zu in Haufen wie Wasser.“ (Ps. 73,8–10).
Was mir persönlich daran mit „unheimlicher Faszination“ immer wieder begegnet, ist das Empfinden, nicht nur einer „Einheitsfront“ aus gewissen menschlichen Meinungen oder Gruppierungen gegenüberzustehen, sondern einer nicht näher zu erklärenden „Macht-Atmosphäre“, einer eigentümlichen Geistesschärfe, die konsequent immer nur in eine Richtung geht, die sogenannte „Deutungshoheit“ beansprucht und keine andere Meinung neben sich bestehen lässt. Und das manchmal deprimierende Gefühl, sich umsonst daran abzuarbeiten.
Zwar wird der Begriff der „Verschwörungstheorie“ heutzutage reichlich bemüht, wenn es darum geht, missliebige Meinungen oder Wahrheiten zu diskreditieren, aber auch im politkorrekten Lager selbst kann der aufmerksame Beobachter so etwas wie eine „Verschwörung“ ausmachen: Es wird fast alles toleriert, gehätschelt, gutgeheißen, begeistert begrüßt, bejubelt und geküsst – sofern es sich nur nicht an biblischen oder auch nur sogenannt „konservativen“ Werten orientiert.
Sie haben sich verschworen, so könnte man sagen, alles mit äußerster Schärfe und Strenge abzuweisen, vor die Tür zu stellen, fertigzumachen und letztlich zu zerstören, was sich ihnen entgegenstellt. – Die Bibel gibt dazu übrigens in Jes. 8,12–13 ihren ganz eigenen Kommentar: „Ihr sollt nicht alles Verschwörung nennen, was dies Volk Verschwörung nennt, und vor dem, was sie fürchten, fürchtet euch nicht und lasst euch nicht grauen, sondern verschwört euch mit dem Herrn Zebaoth; den lasst eure Furcht und euren Schrecken sein.“
Der entscheidende Punkt, um den es mir dabei geht, ist dieser: Diese ganze Ablehnung reicht bis hinab in eine Tiefe, die mit allein menschlichen Deutungen nicht mehr ausreichend zu erfassen ist. Wer versucht, dies nur mit innerweltlichen oder rein auf den Menschen bezogenen Erklärungen zu tun, greift zu kurz. Nur das biblische Weltbild liefert hier ausreichende, adäquate und weiterführende Daten, um das Gesamtphänomen zu erklären, das uns hier begegnet.
Es wurde selbst von säkularer Seite aus schon darauf hingewiesen, dass beispielsweise die Vorgänge des Ersten und noch mehr des Zweiten Weltkriegs ohne Rückgriff auf dämonische Kategorien nicht zu erklären sind.
Als Christen ist es uns hier durch die göttliche Offenbarung in der Heiligen Schrift gestattet, klarer zu sehen. Wir wissen: Der Wirklichkeit des lebendigen Gottes steht eine ebensolche Wirklichkeit des lebenden Teufels gegenüber.
Er ist „der Mächtige, der in der Luft herrscht“ und hat in dieser Zeit „sein Werk in den Kindern des Ungehorsams“ (Eph. 2,2). Uns ist „wohl bewusst, was er im Sinn hat“ (2. Kor. 2,11). Uns wird angesichts seiner Person zugerufen: „Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge“ (1. Petr. 5,8). Er ist „der Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt“ (Offb. 12,9).
Menschen, die nicht zu Jesus Christus gehören, gehören letztendlich ihm. Sie werden von ihm beeinflusst, bestimmt und gelenkt – ob sie es wissen oder nicht, und ob sie es wahrhaben wollen oder nicht. Und wir sehen, wie diese unheimliche Geistesmacht in unseren Tagen ihren Einfluss immer mehr geltend macht und ausdehnt – in Richtung auf das kommende, antichristliche Weltreich. Der Satan rüstet zum (vor-)letzten Aufstand. Er ist zornig, weil er weiß, dass er bis zum Feuersee nur noch wenig Zeit hat. Und er ist es, der im Hintergrund die Fäden zieht und all jene in seinem Sinn beeinflusst, die sich nur zu gern in ihrem Aufstand gegen Gott von ihm beeinflussen lassen.
Und das von mir schon mehrfach benannte Kennzeichen dieses Geistes besteht vor allem darin, dass er immer das Gegenteil von dem will, was Gott will. Wo Gott eine These aufstellt, benennt der Teufel eine Antithese. Wo Gott ein Gebot aufstellt, bringt der Teufel ein Gegen- gebot. Wo Gott eine Ordnung setzt, kommt der Teufel mit der entgegengesetzten „Ordnung“. Wo Gott einen Willen hat, hat der Teufel einen Gegenwillen.
Dies alles hat, mit etwas anderen Worten, vor einigen Monaten schon Thomas Zimmermanns aus Köln in seinem sehr guten und lesenswerten Artikel „Die Gemeinde Jesu im Konflikt mit dem Zeitgeist“ näher beschrieben.
Der Artikel kann über „https://l-gassmann.de/downloads/der-schmale-weg“ heruntergeladen werden. Er findet sich dort ab S. 14.
Ich folge jetzt nur grob und ausschnitthaft den Stichworten seiner Aufzählung der Dinge und tue dies in Tabellenform, den Aussagen des Zeitgeistes jeweils die biblischen Aussagen gegenüberstellend:
Aussage des „Zeitgeistes“
Aussage der Bibel
Es ist eine Frechheit, jüdischen Mitbürgern nach dem Holocaust und den Pogromen der Jahrhunderte noch mit christlichen Absolutheitsansprüchen und dem sogenannten „Evangelium“ kommen zu wollen. Ebenso ist es eine Beleidigung der Muslime, ihnen den Sohn Gottes als alleinigen Retter zu verkündigen.
Allen Menschen (also Juden und Heiden; Christen, Muslimen und allen Angehörigen anderer Religionen), gebietet Gott, Buße zu tun und an Jesus bzw. an das Evangelium zu glauben (Mk. 16,15; Apg. 17,30).
Der Mensch ist von Natur aus gut, herrlich und großartig. Dort, wo er schlechte Eigenschaften zeigt, können diese durch Erziehung verändert werden.
Der Mensch ist zwar Ebenbild Gottes, aber durch die Sünde von Gott getrennt. Er ist von Natur aus nicht gut (1. Mose 8,21; Ps. 51,7; Röm. 7,18) und benötigt Buße, Sünden- vergebung und eine Wiedergeburt. (Apg. 3,19+20; Joh. 3,3.5)
„Endzeitfantasien“ von einer „neuen Weltordnung“, und „mittelalterliche Mythen“ von der „Existenz eines persönlichen Teufels“ sind als „rechtsradikale und meist antisemitisch gerichtete Verschwörungstheorien“ abzu- weisen.
Die „neue Weltordnung“ in Form des antichristlichen Reiches wird kommen (Offb. 13; 17,11–14). Es war schon immer einer der größten Tricks des Teufels, die Leute glauben zu lassen oder ihnen weiszumachen, es gebe ihn nicht (2. Kor. 11,14).
Frauen müssen in jedem Bereich des öffentlichen und privaten Lebens unbedingt gleichberechtigt behandelt werden.
Die Leitung der Gemeinden und die Darbietung der biblischen Lehre hat Gott verantwortlichen Männern übergeben. (1. Kor. 14,34; 1. Tim. 2,12–15)
Alle Religionen führen zu Gott; keine von ihnen hat die ganze Wahrheit; jede hat nur einen Teilaspekt der Wahrheit.
Jesus ist der einzige Weg zu Gott; es ist in keinem andern Heil (Joh. 3,16; 14,6; Apg. 4,12).
Die Bibel ist ein zum Teil „lieblos zusammengeschludertes Legendenbuch“; sie enthält viele Mythen und auch antijüdische Inhalte.
Die Bibel ist Gottes unfehlbares Wort, zuverlässig in allen ihren Aussagen und wahr (Ps. 33,4; Joh. 17,17; 2. Tim. 3,16+17). Und sie schmeichelt niemandem – weder Juden noch Heiden (Röm. 2,11).
Die Evolutionstheorie ist alternativlos und unzweifelhaft richtig. Vertreter der Schöpfungslehre sind mittelalterlich und bedrohen den Staat und die Menschenrechte, indem sie eine „Verantwortung gegenüber dem Schöpfer“ postulieren.
Nach dem Zeugnis der Bibel schuf Gott die Welt in sechs Tagen. Aus der Erschaffung des Menschen durch Gott ergeben sich seine Abhängigkeit vom Schöpfer und seine Verantwortlichkeit ihm gegenüber (1. Mose 1 + 2 (V. 15!); Röm. 14,10; 2. Kor. 5,10).
Es gibt mindestens drei Geschlechter (männlich, weiblich, divers – zu kennzeichnen in Rede und Schrift durch das „Gender- sternchen“) – und in Wirklichkeit noch viel mehr. Geschlecht ist ein gesellschaftlichsoziologisches Konstrukt.
Gott schuf den Menschen als sein Ebenbild – in zwei, sich einander sowohl gegenüber stehenden als auch ergänzenden Aus- führungen: Mann und Frau (1. Mose 1,27) – aber nicht mehr.
Abtreibung ist ein Menschenrecht. Wer es ablehnt, ist ein Feind der Menschenrechte, insbesondere des Rechtes der Frau auf Selbstbestimmung.
Jeder Mensch hat ein Recht auf Leben, weil er letztendlich Gottes Geschöpf ist (Ps. 139).
Homosexualität ist gut und richtig; sie ist in jeder Hinsicht zu fördern und zu unterstützen.
Die Heilige Schrift verwendet für diese Sexualpraktik die Worte „Gräuel“, „Schande“ und „Verirrung“ (3. Mose 18,22; 20,13; Röm. 1,26+27).
Jeder Mensch hat das Recht, seinem Leben selbstständig oder mit fremder Unterstützung ein Ende zu setzen.
Das Leben ist ein Geschenk Gottes und darf von uns aus nicht selbstständig beendet werden (1. Kön. 19,4 – Elia legte nicht Hand an sich!).
Der säkulare Staat steht höher als jeder Gott oder Gottesbegriff.
Der Staat ist eine von Gott eingesetzte Ordnung und steht grundsätzlich unter Gott; seine Aufgabe ist u. a. die Begrenzung des Bösen. Dafür ist er zu achten, und wir haben uns ihm zu unterordnen (Lk. 20,25; Röm. 13,1-7).
Die Verfassung ist die höchste Autorität.
Das Wort Gottes ist die höchste Autorität (Spr. 29,18; 1. Thess. 2,13). Menschenwort hat niemals die gleiche Autorität wie das Wort Gottes (kein „Verfassungsfundamentalismus!).
Wie gesagt: Dies ist nur ein Ausschnitt aus dem Spektrum des modernen Widerspruchs gegen Gott und sein Wort. Es ist in Wahrheit noch viel größer. Aber ich denke, er macht ausreichend deutlich, was ich zeigen wollte: Dem Wort, Willen und Gebot Gottes steht im säkularen Bereich immer die Antithese gegenüber (siehe dazu aber: Jes. 5,20: „Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Licht Finsternis und Finsternis Licht machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen!“). Und im letzten und tiefsten Grunde kann dies nur erklärt werden mit der Wirksamkeit einer Geistesmacht, die alles daran setzt, dass sich die Bitte aus dem Vaterunser: „Dein Reich komme“ ins Gegenteil verkehrt und das Reich des Teufels auf Erden errichtet wird. Er wird es auch beinahe bis zur Vollendung schaffen – bis ihm der wiederkommende Christus das Heft aus der Hand nimmt, ihn und alle, die ihm gefolgt sind, für immer bestraft und anschließend sein ewiges Reich aufrichtet. Dort wird dann nie mehr ein Widerspruch gegen Gott oder sein Wort gehört werden.
Bis dahin heißt unsere Aufgabe, die Wahrheit in Liebe zu bezeugen und dem Teufel gewaltlos zu widerstehen – immer eingedenk von des Herrn Satz: „Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, so erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht“ (Lk. 21,28). „Und sie haben ihn überwunden durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses und haben ihr Leben nicht geliebt bis an den Tod.“ (Offb. 12,11). Und: „Widersteht dem Teufel, so flieht er von euch“ (Jak. 4,7b). Der „finale Sieg“ gehört dem Herrn und seiner Gemeinde!
