Sexuelle Intimität – Segen und Grenzen

Autor

Michael Happle

Kategorie

Standpunkt

Magazin

1 / 2020

Es mag manchem Leser sonderbar vorkommen, dass das Folgende überhaupt gesagt werden muss. Doch jede Generation muss wieder neu belehrt werden, und zwar nicht nur durch die Vermittlung von Geboten und Verboten, sondern mit biblischen Begründungen und Erklärungen.

Außerdem ist der folgende „Standpunkt“ durch die Veränderung unserer Gesellschaft so exotisch geworden, dass unsere Jugendlichen immer mehr unter Druck geraten. Das eigene Verlangen ist eine (grundsätzlich gesunde) Tatsache, und daher stellt unsere aktuelle öffentliche Sexualmoral eine starke Versuchung dar.

Die körperliche Verbindung in der Ehe zwischen einem Mann und einer Frau (und keine andere „Variante“ ist nach den Gedanken Gottes) dient der Gestaltung einer einzig- artigen Beziehung. Das ist die Absicht Gottes. Sie steht aber nicht an erster Stelle. Gott hat den Menschen nach Geist, Seele und Körper geschaffen (1. Thess. 5,23), und daher gilt diese Rangordnung auch für unsere Ehen. Da Satan jeden schönen Gedanken Gottes beschmutzen will, müssen wir hierüber sprechen.

Wir sehen schon von Anbeginn der Schöpfung, dass Sexualität in eine Ehe gehört (Gen. 2,24: seiner Frau anhängen, und nicht einer Frau). Gott heißt ausgelebte Sexualität ausschließlich in der Ehe gut. Immer wieder finden wir in der Bibel, dass Menschen eine Ehe eingingen – und sich danach „erkannten“, d. h. eine intime Beziehung zu leben begannen. In 1. Kor. 7,9 lernen wir, dass ein Mensch, der sein sexuelles Verlangen mit einem Partner ausleben möchte, dies in einer Ehe tun soll.

SEXUALITÄT IST WIE EIN FEUER: WENN SIE IM RAHMEN DER EHE GELEBT WIRD, BRENNT DIESES FEUER KONTROLLIERT IM HEIMISCHEN KAMIN UND WÄRMT DAS GANZE HAUS.

Jede öffentlich, d. h. gesetzlich geschlossene Ehe gilt von Gott und vor Gott als zusammen- gefügt, weil dadurch die Schöpfungsordnung umgesetzt wird – und nur dadurch. Daher können wir uns übrigens auch nicht von unserem Partner trennen, wenn wir in der Partnerwahl vermeintlich nicht auf Gott gehört haben. (Das meinen manche Fromme, die einen „geistlichen“ Ausweg aus einer schwierigen Ehe suchen.)

Der körperliche Bereich gehört mehr als die anderen Ebenen des Menschen in die Intimität. Nicht umsonst ist der Mensch bekleidet (wenn wir das in der heutigen Gesellschaft auch eher „entkleidet“ nennen müssen). Offenbar ist der körperliche Bereich besonders schützenswert, weil er auch besonders verletzlich ist. Und der beste Schutz für diese Verletzbarkeit ist der Schutz in der Ehe, die für das ganze Leben hier auf der Erde gilt.

Daher haben wenige Sünden eine so zerstörende Wirkung auf unsere Seele wie sexuelle Unmoral. Weil sexuelle Intimität die innigste Verbindung zwischen zwei Menschen darstellt, richtet ihr Missbrauch im Innersten des Menschen Zerstörungen an. Wie in Anstand gelebte Sexualität innerhalb einer Ehe zum Segen für eine Beziehung dient, so übt ungebührlicher Sexualverkehr eine schädliche Wirkung auf uns aus.

Es gehört daher zu den aufmerksam zu klärenden Ereignissen in unserem Leben, wenn wir Christen werden – nicht erst, wenn wir vor einer Ehe stehen: durch das Bekenntnis in der Seelsorge, die bewusste seelische und geistliche Lösung von dem entsprechenden Partner, die Bitte an Gott um Heilung der Beschädigung, um Wiederherstellung des Schamgefühls und der moralischen Basis, sowie die Bitte um Überwindung der Erinnerungen.

Dasselbe gilt, wenn in der Verlobungszeit ein sexueller Akt vorkommt, weil der körperliche Bereich dem von Gott gegebenen Schutzraum entzogen wurde. Und nicht selten hat sich leider gezeigt, dass ein solches sexuelles Vorverhältnis zum Wendepunkt in der Beziehung wurde und teilweise sogar zum gegenseitigen Hass geführt hat. Daher sollte ein Brautpaar, das diese Grenze überschritten hat, sich in der Seelsorge denen anvertrauen, die die Trauung durchführen. Denn verborgene Sünde hindert den Segen Gottes, den wir gemeinsam erbitten wollen.

Sexualität ist wie ein Feuer: Wenn sie im Rahmen der Ehe gelebt wird, brennt dieses Feuer kontrolliert im heimischen Kamin und wärmt das ganze Haus. Wenn das Feuer aber außerhalb des Kamins brennt, wird es zur Gefahr.

Aber es dient auch zur Reifung sowohl des jungen Mannes als auch der jungen Frau, wenn sie sich beherrschen können. Das muss gelernt sein, ja gelernt werden. Und wer gelernt hat, sich zu enthalten, der lernt auch die Reife leichter, die wir in der Ehe nötig haben. Auch da kann es aus unterschiedlichen Gründen Zeiten der „Entsagung“ geben. Und wohl den Männern und Frauen, die dann gelernt haben, sich zu „begnügen“. Darauf liegt der Segen von oben.

Autor

Michael Happle