Was hat Priorität: Gemeinde? Familie? Beruf?

Autor

Michael Happle

Kategorie

Magazin Ausgabe

3 / 2019

Immer wieder wird die Frage gestellt, wie wir die Prioritäten zwischen unseren Verantwortungsbereichen setzen sollen. Kommt die Gemeinde zuerst? Oder der Beruf? Oder die Familie? Und was kommt zuletzt?
Einer sagt: Familie zuerst – wer dort versagt, der ist disqualifiziert für den Dienst an der Gemeinde. Ein Anderer meint: Ganz einfach – Mt. 6,33. Dort weist Jesus uns an, dass wir zuerst nach Gottes Reich trachten sollen. Also: Gemeinde und Mission zuerst. Aber was ist mit dem Zusatz „und seiner Gerechtigkeit“? Ist das nicht eine Bezeichnung für ein Handeln nach Gottes Gesetz? Daher müssen wir schon noch einmal genauer nachdenken.
Sollen wir nicht auch durch unseren Beruf ein Vorbild sein? „Ihr Knechte, gehorcht euren Herren … wie Christus … als Knechte des Christus, die den Willen Gottes von Herzen tun … dient mit gutem Willen dem Herrn“ (Eph. 6,5-7) Leben wir dadurch nicht ein Stück dieser „Gerechtigkeit Gottes“?
Und ist nicht jener, der seine Familie vernachlässigt, „schlimmer als ein Heide“ (1. Tim. 5,8)? Sind unsere Ehepartner und Kinder nicht auch eine wichtige Aufgabe Gottes? Tadelt Jesus nicht jene, die den Unterhalt für ihre Eltern an den Tempel gespendet haben? (Mk. 7,11)
Wie lösen wir dieses Dilemma? Was ist nun richtig?
● Beruf ▶️ Familie ▶️ Gemeinde?
● Gemeinde ▶️ Familie ▶️ Beruf?
● Familie ▶️ Gemeinde ▶️ Beruf?
● Oder Familie ▶️ Beruf ▶️ Gemeinde?
Ich meine, dass keines dieser Konzepte allgemein gültig ist. Denn alle diese Verantwortungsbereiche sind von Gott aufgetragen. Nach starren Regeln zu leben scheint einfacher zu sein, aber sie werden uns zuweilen fehlleiten oder quälen, wenn wir z. B. die kranke Frau zu Hause lassen und in die Gemeinde eilen. Oder die Gemeinde links liegen lassen, weil wir die Karriere fördern wollen.
Gottes Wort sagt uns aber: „Denn alle, die durch den Geist Gottes geleitet werden, die sind Söhne Gottes … Wenn ihr aber vom Geist geleitet werdet, so seid ihr nicht unter dem Gesetz.“ (Röm. 8,14; Gal. 5,18)
Dann sind manchmal der Familie Opfer zuzumuten, wenn die Evangelisation ansteht oder die dringend nötige, berufliche Fortbildung. Da verzichtet man auf einen Karrieresprung, weil die Kinder mehr Aufmerksamkeit brauchen. Da ist auch einmal das der bessere Gottesdienst, den Eltern den Rasen zu mähen, statt zur Gebetsstunde zu gehen. Freilich kann all das auch reine Ausrede zur Begründung unserer eigenen Prioritäten sein. Das „Fleisch“ kann schnell den „Geist“ überlagern. Aber es kennzeichnet den geistlich reifen Christen, dass er sich nach der Leitung durch den Herrn ausstreckt. Er steckt nicht in starren Mustern, sondern lebt in der Freiheit – aber in der Freiheit unter der Leitung des Geistes. Starre Regeln sind hier keine sichere Lösung.