Warum wir uns über Prüfungen freuen sollten
„Führe uns nicht in Versuchung“
So hat wohl jeder von uns schon oft mehr oder weniger gedankenlos gebetet. Noch bevor Jesus beginnt, öffentlichkeitswirksam zu predigen und Wunder zu tun, passiert aber genau das mit ihm: Er wird in Versuchung geführt.
Sein Jünger Matthäus erzählt von dieser Begebenheit: „Darauf wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, damit er vom Teufel versucht würde“ (Mt. 4,1). Jeder, der sich schon mal gewünscht hat, vom Geist Gottes geführt zu werden, sollte sich bewusst sein: Das kann dabei herauskommen.
Was sich irgendwie fremd und unkomfortabel anhört, ist tatsächlich genau das, was wir täglich erleben: Auch als Gläubige sind wir nicht immun gegen Versuchung und Verführung. Viel öfter, als uns lieb ist, finden wir uns in einem Kampffeld wieder, wo unsere Gedankenwelt, unsere Treue und unsere Reinheit im Kreuzfeuer stehen. Auch wenn wir uns das meistens nicht aussuchen würden – Gott mutet uns solche Situationen zu.
Er lässt uns in Situationen geraten, in denen wir vor der Wahl stehen: standhaft bleiben oder nachgeben. Uns für das Gute und Richtige entscheiden, das unseren Charakter formt und uns langfristig dahin bringt, wo wir eigentlich sein wollen. Oder der Verführung nachgeben und uns dem kurzfristigen, aber schnell sich ins Gegenteil verkehrenden Vergnügen hingeben.
Gott versucht nicht zum Bösen
Der Bruder von Jesus macht in seinem göttlich autorisierten Brief deutlich, dass Versuchungen zum Bösen nie von Gott kommen (Jak. 1,13). Es ist nie sein Ziel, Menschen in die Pfanne zu hauen und zum Bösen zu verleiten. Trotzdem fordert Jakobus den Leser auf: „Seht es als einen ganz besonderen Grund zur Freude an, meine Geschwister, wenn ihr Prüfungen verschiedenster Art durchmachen müsst.“ (Jak. 1,2 NGÜ)
Sich über Prüfungen freuen? Das hätte sich schon während der Schulzeit kaum einer vorstellen können. Und auch bei Charaktertests übermannt uns wohl nicht spontan die Begeisterung. Jakobus fordert uns trotzdem zur Freude auf.
Zwei Grundsätze haben mir geholfen, mich darauf einzulassen:
1. Liebe ist immer freiwillig
Wenn Gott eine Liebesbeziehung zu mir möchte – und er wünscht sich nichts sehnlicher –, dann kann er mir Versuchungen nicht ersparen. Das erklärt übrigens auch die Notwendigkeit des „Entscheidungsbaumes“ im Garten Eden, und die Tatsache, dass es schon im perfekten Garten Eden Versuchung gab.
2. Versuchungen sind Chancen zum Liebesbeweis
Gerade in Situationen, in denen ich mich für oder gegen Gottes Wege, seinen Charakter und seinen Willen entscheiden kann, habe ich die Gelegenheit, meiner Liebe zu ihm Ausdruck zu verleihen. Je mehr ich ihn liebe und je mehr ich begreife, wie unendlich gut er es mit mir meint, desto leichter wird mir genau das fallen. Und desto besser werde ich darin werden, mich über solche Chancen zu freuen.
Natürlich darf ich darum beten, dass Gott mir hilft, diese Situation zu seiner Ehre und zu meinem Besten zu meistern. Aber als Jesus- Nachfolger darf ich auch wissen: Ich bin dem Teufel niemals ausgeliefert. Nicht „der Versucher“ ist es, der in die Wüste führt, sondern der Geist Gottes! Und er steht mir auch dort treu zur Seite und wird dafür sorgen, dass als Mensch, der Jesus liebt, mir auch „wüste“ Zeiten der Versuchung nicht zur Stolperfalle, sondern zum Glücksfall werden (1. Kor. 10,13; Röm. 8,28).