Wachsen oder welken – Mission oder Tod
Was würde ein Investor von einer Kapitalanlage halten, die keine Rendite abwirft? Oder der Trainer von einer Mannschaft, die nie einen Sieg erringt? Sie bringen Einsatz an Kapital, Material und Training; überlegen (Optimierung, Strategie) und setzen sich unter Opfern voll ein.
Durch Jesus sind wir „Reben am Weinstock“. Dabei hat er ein Ziel, nämlich: Frucht. Leben. Vervielfältigung. Als er seine Weinstockrede (Joh. 15) hielt, machte er das gleich im zweiten Satz klar : „ Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, nimmt er weg“. Klingt erschreckend, fordernd, streng – oder? Nun, das ist eine klare „Ansage“, eine Überschrift. Aber lies weiter:
„Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht“ (V. 5). Frucht entsteht, wenn wir in Jesus sind. Das bedeutet gemäß dieser Rede unter Anderem:
– Seine Worte (V. 7) bleiben in uns: seine Befehle, Verheißungen, Lehren; seine Kraft, seine „vorbereiteten Werke“. Wir leben nicht in eigener Strategie, sondern „klinken uns ein“ in sein Handeln.
– Wir nehmen die Berufung des Herrn an, V. 16. Berufung und Frucht gehen also von ihm aus. Es war sein Gedanke, nicht der unsere.
– Im Gebet dürfen wir die Wirkung seiner Berufung erbitten, V. 16. Auch das drückt Abhängigkeit und Vertrauen aus.
– Aber es bedeutet auch Reinigung, V.2. Gott will uns seinem Bild ähnlich machen (2.Kor.3,18). Er zeigt, was Sünde ist und Frucht verhindert. Wo wir in eigener Kraft oder Ambition handeln.
Mission bedeutet: Gott lässt uns Frucht bringen.
Gottes Handeln und unsere Verantwortung wirken zusammen. Wir haben Auftrag und Ausrüstung. Das zeigt den Ernst und entlastet zugleich.
Frucht nützt nicht dem Baum, sondern den Menschen. So sucht Jesus auch an uns solche Auswirkungen der Errettung, die Anderen nützen. Er schenkt uns geistliches Leben (Rettung vom Gericht Gottes, geheiltes Leben, Freude …), und dieses Leben hat Auswirkungen, wirkt Frucht. Das Leben ist also für mich da und die Frucht für Andere.
Schließlich hat auch Jesus auf der Erde nicht das Seine gesucht, sondern das Unsere. Und wie er vom Vater gesandt wurde, so sendet er auch uns (Joh. 20,21) – sodass wir „nicht mehr uns selbst leben, sondern dem, der für uns gestorben und auferstanden ist“ (2. Kor. 5,15). Dass wir uns senden lassen – das ist Mission (vom Lat. missio, Sendung).
Es ist eines der untrüglichsten Kennzeichen einer Bekehrung, wenn ein Mensch danach strebt, in diesem Sinn Frucht zu bringen. Sich von Jesus senden lässt.
Das Motto der Sünde ist „ICH WILL“. Da steht das selbstsüchtige Wollen im Zentrum. Wenn Jesus in einen Menschen einzieht, dann wird das (schrittweise, aber doch sehr deutlich) anders. Nicht mehr, was ich will, sondern wie du willst. Nicht bedient werden, sondern dienen. Da beginnt man zu lieben, indem man das Beste des Anderen sucht (Phil. 2,3). Da will man keine Gaben, sondern wird zu einer Gabe.
Mission bedeutet: Er wirkt Frucht für Andere.
Gott wirkt Leben in uns und Frucht durch uns. Mission bedeutet, gesandt zu sein. Eine Gabe zu sein.
Als wir gerettet wurden, wurden wir gewissermaßen in eine Sukzession berufen. Die Apostel wurden berufen, Frucht zu bringen. Sie beriefen Andere zu Mitarbeitern, die wiederum Andere rufen sollten, damit diese solche suchen, die fähig sind, wieder Andere zu lehren, damit diese … Irgendwann wurdest auch du berufen, damit du wiederum Andere ermutigst, förderst, lehrst, damit sie die nächste Generation prägen (vgl. 2. Tim. 2,2).
Diese Sukzession gilt tatsächlich. Denn Jesus hat gesagt, er würde seine Gemeinde bauen. Dieses Werk Gottes begann mit Jesus und wird mit IHM enden, wenn er seine Gemeinde zu sich holt. Und wozu er gesendet wurde, dazu sendet er uns.
Daher gibt es zu Mission nur eine Alternative – Tod. Wenn Mission Frucht bedeutet, dann ist das Gegenteil davon Fruchtlosigkeit. Tod. Wenn Mission Frucht für Andere bedeutet, dann bedeutet das Gegenteil Wirkungslosigkeit. Und wenn Mission bedeutet, dass Frucht ein Kreislauf ist, dann bedeutet die Unterbrechung „Kreislaufversagen“, und das ist gleichbedeutend mit Tod.
Wenn sich das Leben nicht mehr fortpflanzt, indem Andere gerettet, gefördert, geheiligt werden und reifen, entsteht das Gegenteil von Leben – Tod. Es kann sich hinziehen, bis sich der geistliche Exitus eines Menschen oder einer Gemeinde ereignet, aber er wird unzweifelhaft kommen.
Mission bedeutet: Frucht hört nie auf.
Sie reift nicht nur zu Erweckungszeiten, sondern ist Normalzustand. Wir treten ein in die Sendung seiner Kinder seit den Aposteln – bis zur Entrückung.
Mission heißt auf Deutsch: „Sendung“. Diese Sendung leben wir auch dadurch, dass wir Missionare senden. Daher beten wir nicht: „Herr, bitte lass uns alle schön zusammenbleiben!“, denn dann beten wir wie die Leute in Babel: „Lasst uns einen Turm bauen, damit wir nicht zerstreut werden!“
Nein, wir bitten „den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in die Ernte sende“. Viele der jungen Besucher unseres Missio-Treffs Mitte März ließen sich in die Gemeinden senden, um zu dienen. Aber wir beten auch, dass der HERR Arbeiter aus den Gemeinden sendet, damit dort, wo sie fehlen, welche hinkommen. Das kann in den muslimischen Ländern sein. Oder unter den vier Milliarden Menschen in Ostasien. Oder in den „dünn besiedelten“ (i. S. von: nur wenige Gemeinden beinhaltenden) katholischen Regionen, oder in Ostdeutschland.
Werden die Ältesten das zu einer regelmäßigen Bitte in ihren Gemeinden machen: „Herr, sende die Besten, die Unverzichtbarsten, die Demütigsten, die Willigsten aus unseren Reihen!“?
Und so lange keiner aus unseren Reihen geht, lasst uns doch „Gesandte“ anderer Gemeinden unterstützen, die gehen wollen!
Mission bedeutet: Gott sendet. Und wir senden mit.